Ist die Kunst an einem Punkt angekommen, an dem sie sich um- orientieren muss?
Mit dem rüden Wort „unwohl“ wird über die korrekte Verwendung von Worten, Bildern und Gesten geurteilt. Eine intellektuelle Elite, die willfährig sich zur Beurteilung der zeitgeistigen Meinung erhoben hat, ist soeben dabei unter dem selbstherrlichen Druck aus den eigenen Reihen jeden Text, jeden Satz und jede Geste zu sezieren um daraus ein Urteil zur Zensur über Inhalte von Bildern, Texten und Filmen zu fällen. Im ersten Blick wirkt Widerstand gegen dieses bevormundende Phänomen ziemlich ausweglos und macht ratlos.
Jede Art von Diskriminierung, in welche Richtung auch immer gerichtet, muss erkannt und abgelehnt werden. Wenn jetzt aber wieder Bücher, in denen als solch erkannte „problematische Inhalte“ (Karl May, etc.) zu finden sind, aus den Bibliotheken fliegen, sich der Verdacht auf kulturelle Aneignung ins absurde überschlägt, gewinnen die Dogmatiker der selbsternannten radikalen Selbst-Gerechten die Kontrolle über Wissenschaft, Bildung, und Kunst.
Spätestens seit der 15. Documenta Kassel wissen wir, dass auch die bildende Kunst in der Öffentlichkeit nicht frei von rassistischen und diskriminierenden Codes ist. Unterschwellige Darstellungen in gemalten Transparenten, die starke gesellschaftliche Inhalte in sich tragen und darin deutliche Signale einer Stigmatisierung zeigen, müssen sehr wohl das Urteil der demokratischen Empörung erfahren.
Ich möchte hier über das Problem der auseinanderdriftenden Fundamente nachdenken, das den Arbeits- und Denkprozess am eigenen Werk in ein kritisches Bewusstsein lenkt, ohne dabei die Leichtigkeit der inhaltlichen Freiheit und deren persönliche künstlerische Gestaltung zu zerstören.
Dieser drohenden geistigen Monokultur müssen wir die Nahrung der Selbstzensur entziehen, unser soziales Gewissen gegenüberstellen und im künstlerischen Tun die Freiheit behalten, um zu zeigen was sonst niemand zeigt. Kulturen haben immer voneinander gelernt und dürfen, ja müssen das auch weiterhin um eine Entwicklung zu ermöglichen, ja zu sichern.